Dresdner Zukunftskonferenz 2016 #DDZU2030

Persönlicher Bericht über die Zukunftskonferenz Plus eingene Gedanken.

Im Mai endet die erste Phase des Zukunftsstadt-Projekts. Zum Abschluss lud das Zukunftsstadt-Team um Norbert Rost am 21.Mai zur Dresdner Zukunftskonferenz 2016 in den Ratssaal des Rathauses ein um ihre Ergebnisse uns, den Bürgern, den über 600 Teilnehmern des Projektes und dem Bürgermeister zu präsentieren. Im Anschluss durfte auch gleich wieder weiter über Dresdens Zukunft visioniert werden. Es fanden sich über 100 Interessierte, um alle bis dahin entstandenen Visionen zu betrachten, den Vorträgen zu lauschen und um sich an den Diskussion zu beteiligen.

Ablauf laut Zeitplan:

  • Eröffnung: Bürgermeister Dirk Hilbert
  • Grußwort von Winfried Kraus, Leiter der Unterabteilung 72 „Nachhaltigkeit, Klima, Energie“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
  • Impulsvortrag von Dr. Eike Wenzel, Institut für Trend- und Zukunftsforschung ITZ GmbH
  • Prof. Jörg Rainer Nönnig, TU Dresden, Wissensarchitektur
  • Dr. Markus Egermann, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung

Dr. Eike Wenzel zeigte u.a. die durch seine jahrelange Forschung ermittelten 15 sogenannten Megathemen. Diese sollen seiner Meinung nach in den nächsten 20-30Jahen unser Leben umkrempeln. Ich habe nur die ersten 5 mitgeschrieben und mir gemerkt, dass viele der hinteren Punkte der Liste etwas mit Digitalisierung zu tun haben.

  • 1) Neo Ökologie
  • 2) Powershift (Energiewende/Energieerzeugerwende)
  • 3) Rohstoffe
  • 4) Neo-Urbanisierung
  • 5) Multipolare Weltordnung

Laut Wenzel soll die Reihenfolge wohl nicht als Rangliste zu sehen sein. Über den Wechsel von der 3 Phasen-Biografie [Ausbildung – Erwerbstätigkeit – Rente] hin zur 5 Phasen-Biografie [Kindheit /Jugendausbildung – Postadolsezenz – Rush Hour – Zweiter Aufbruch – Unruhestand] erklärte er das Verhalten der Großstädter die immer öfter auch das Ländliche suchen ohne dabei der Stadt zu fern sein zu wollen, meistens verbunden mit Familiengründung.

Insgesamt wahrscheinlich der spannendste Vortrag, was Umfang und Vision angeht. Und eine klare Empfehlung sich die Arbeiten von Ihm und seinem Institut anzuschauen. Kleiner Wermutstropfen, mit einigen Inhalten bin ich nicht einverstanden. Zum Beispiel prophezeit Dr. Wenzel Energiekosten nahe Null und schlussfolgert, dass sich das Geschäftsmodell von Energieversorgern aufheben wird. Was ich nicht glaube. Die meisten Menschen werden auch in Zukunft keinen Platz für eine Photovoltaikanlage, ein Windrad oder einen Staudamm haben. Der Zugang zu Energieversorgung und Warmwasser wird also auch in 30Jahren noch für gute Geschäfte sorgen. Und das die Preise durch massenhafte private Anlagen nicht ins Bodenlose rutschen wird ja schon jetzt verhindert in dem die Regierung mehr und mehr Energiegroßprojekte fördert, wie Offshore-Windanlagen, welche nur durch Großkonzerne betreibbar sind sich sehr leicht vom Markt trennen lassen um das Angebot zu regulieren. Nach einer kritischen Publikumsfrage die ihm naiven Wachstumsglauben unterstellte machte Wenzel noch mal klar, dass er als wichtigstes Thema die Entkoppelung von Wachstum und Umweltverbrauch sieht. Steigendes Wachstum, das heute noch massiv auf dem Ausbeuten der Umwelt basiert, muss das zukünftig immer weniger tun. Eine Umkehrung des Trends ist notwendig. Wachstum ja, aber nur mit weniger Umweltzerstörung.

Anschließend reflektierten die Projektakteure ihre Aktionen aus den zahlreichen Zukunftsstadt-Veranstaltungen. Ein grober Trend unter den Dresdnerinnen und Dresdnern die an Projekten teilgenommen haben, wurde so formuliert, dass ihre Utopie eine Art Bürgerschaftsrat sein könnte und ihre Dystopie ist, dass Dresden keinen Plan hat. Eine bestimmte Aktion kam wohl sehr gut an, die auch im späteren Verlauf des Tages immmer wieder Erwähnung fand und als anschauliches Beispiel dienen konnte. Dabei wurden die Bürger während der Fahrt in der Tram befragt und sollten Blitzartig in kurzer Zeit ihre Vision von Dresden in 2030 verschlagworten. Die ausgesagten Begriffe wiederum wurden per PostIts an die Scheibe der Tram geklebt, so das spätere Fahrgäste diese aufnehmen und weiterentwickeln konnten.

Wärend einem der Vorträge fiel ein Begriff, der mich zum Nachgrübeln anregte. Es war „Stadt der nachhaltigen Kooperation“. Ich fand den Begriff schön, da er in mir ein Bild auslöste von einem positiven Dresden in Zukunft. In der Folge wurde auch der Begriff – Städtische Identität für besseres Zusammenleben – formuliert. Das sind natürlich sehr abstrakte Bilder unter denen jeder Mensch etwas anderes versteht. Aber sie lösten Denkprozesse bei mir aus, aus denen ich ein paar Ideen mitnehme.

So benötigt Dresden für diese Videon zum Beispiel eine Anpassung der Kommunikationsrichtung vom Bürger in die Stadt. Hier für muss mMn. eine große ernst genommene Stelle in der Stadt geschaffen werden, die sich ausschließlich mit dem Rückkanal, also vom Bürger in die Stadt, beschäftigt. Was natürlich auch die Kommunikation zurück an die Bürger beinhaltet. Es reicht einfach nicht irgendwelche Plattformen aufzusetzen und Firmen für nette Beteiligungstools zu bezahlen. Die Bürgerstimmen müssen auch gehört, verarbeitet und in konsumierbarer Form für Regierung und Verwaltung aufbereitet werden. Diese Stelle würde im Idealfall ebenso eine wissenschaftliche Begleitung haben, welche den individuellen „fingerprint“ der Dresdner Kommunikation ständig ermittelt und weiterentwickelt. Diese Stelle würde nicht einfach blind Informationen raus reichen oder empfangen, sondern sie würde die bereits aktiven Kräfte der Stadt als Multiplikatoren nutzen. Auf deren Netzwerken aufbauen, sie verknüpfen und auf Basis deren Verankerung in der Bürgerschaft den Rückkanal ständig vergrößern und verbessern. Diese Stelle würde ebenso ständig neue Konzepte der Kommunikation versuchen (lassen) und deren Erfolg messen. Die Stelle würde auch permanent den Erfolg ihres Handelns prüfen und dokumentieren um den ganz spezifischen und individuellen Dialog mit Dresden zu ermitteln und diesem gerecht zu werden.

Vielleicht gäbe es mal lokale Ansprechpartner für Veränderung in den Quartieren, vielleicht crowdsourcing apps, vielleicht alles zusammen und viel mehr.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Scheitern. Deutschland hat ein Problem mit dem Scheitern. Aber das lässt sich ändern. Ganz Konkret: Ich glaube, dass es eine reine Kommunikationsfrage ist da mal den Anfang zu machen. Was wäre, wenn Dresden, unser verkrustetes, residenziales, provinzielles Dresden, die Stadt der Experimente würde? Was wenn ein Bürgermeister sich hinstellt und sagt, neue Dinge ausprobieren ist in Dresden möglich. Fehler machen ist OK. Nur so kann etwas gelernt werden. Entscheidend ist, wie mit Fehlentscheidungen und Niederlagen umgegangen wird. Darüber zu sprechen damit alle davon lernen können. Und was, wenn diese Kommunikation bis nach unten gelebt wird. Wenn es OK wird seine Fehler zu zugeben und sich dann den Verbesserungsprozessen hinzuwenden? Was wenn die Stadt ganz konkret Raum anbietet in dem sich versucht werden kann? Was wenn Kinder/Schüler über eine Million Euro des Haushaltes aktiv bestimmen könnten. Uneingeschränkt. Was wenn die Stadt ihre Flächen zur offenen kreativen Nutzung frei gibt. Ausdruck ist Kommunikation. Zerstörung ist Ausdruck für fehlgeleitete Kommunikation. Jeder Mensch will etwas schaffen und verändern. Es gibt unglaublich viel Energie in der Stadt, diese kann genutzt werden.

Der letzte Punkt meiner Überlegungen an diesem Tag fällt in den Bereich der Stadtplanung, die Stadt sollte im Wohnbereich weniger auf große Bauvorhaben riesiger Investitonskonglomerate aufspringen. Diese klatschen riesige Personenvereinzelungsräume in die Stadt, was zu immer mehr Entfremdung der Menschen führt. Dagegen sollten mehr Flächen dem neuen Lebenswunsch der Menschen angepasst werden, die sich wieder mehr in Richtung Mehrgenerationen-wohnen wünschen. Eine lebendige Stadt braucht Räume für soziale Interaktion. Es kann nicht nur die beiden Extremformen Privatraum und öffentlicher Raum geben. Es muss in jedem Quartier auch Infrastruktur für soziale Interaktion untereinander und mit direktem Bezug zur Politik geben. Die Menschen fühlen sich entfremdet zur der Politik, weil diese nicht räumlich und nicht sozial für sie erreichbar ist.

Kleine link Sektion. Folgende Projekte wurden mir während der Veranstaltung zugespielt. Meinungen dazu sind in den Kommentaren gern gesehen.

  • http://www.buergerschaffenwissen.de – Die Plattform Bürger schaffen Wissen ist ein gemeinsames Projekt von Wissenschaft im Dialog gGmbH und dem Museum für Naturkunde Berlin – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung.
  • http://www.umweltwiki-sachsen.de – Versucht die Geschichte der Umweltveränderungen zu bewahren. Hier sollen Fakten und Erinnerungen an „früher“ von Bürgern eingetragen werden um späteren Generationen klar zu machen, wie das hier früher mal so war.
  • https://buergerbeteiligung.sachsen.de – soll wohl eine Art Beteiligungsplattform des Landes sein.
  • http://pro-verdura.info – Ein Ein-Frau-Projekt das Dir helfen möchte Deine Spenden für Nachhaltigkeit und gegen Klimawandel sinnvoll anzulegen

Politik ist nicht was „die da oben machen“, Politik ist das was alles in unserem Leben bestimmt. Es gibt keinen Bereich im Leben, der nicht politisch ist. Selbst das kaputt treten eines Grünanlagenzauns ist politisch, da es politische Reaktionen bewirkt. Wir alle, jeder von uns, kann die Stadt selber bauen. Das Werkzeug dazu ist Politik.

Code Week EU – 2015 – in Dresden

CodeWeekEU’15 in Dresden, CFP

Dieses Jahr findet zum zweiten Mal europaweit die Code Week EU statt. In der Woche vom 10. bis 18. Oktober 2015 wollen wir von offenes-Dresden / OpenData-Dresden die Gelegenheit nutzen, um mit Dir zusammen coole Veranstaltungen für programmierbegeisterte Mädchen und Jungen zu durchzuführen.

Grade startete der CFP – der Aufruf zur Partizipartion, mit dem wir alle programmierbegeisterten Menschen bitten teilzunehmen und/oder uns zu unterstützen.

Checkt unseren Aufruf aus!
http://offenesdresden.de/codeweek

Meldet euch bei uns!

Und teilt uns was das Zeug hält!

Danke!

PS: Videoimpressionen vom letzten Jahr

#OpenData StaDDrat – Alle Stadtratsitzungen für Deinen Kalender

Ich hatte ja ein kleines Programm geschieben, das die Termine der nächsten Sitzungen des Dresdner Stadtrats und aller seiner Gremien einliest und daraus sogenannte iCalendar Dateien macht. Diese können von dann in jeden elektronischen Kalender importieren werden.

Der code für das Programm ist natürlich auf github Und dort nehme ich als issues auch Fehler oder Änderungswünsche entgegen.

Wie hier schon zum OpenDataDay in Leipzig angekündigt, folgt jetzt auch endlich auch der Dienst dafür. Für alle die Menschen, die das Programm nicht selber ausführen wollen, sondern einfach die Kalender herunterladen. Diese können dann in alle gängigen Kalenderprogramme importiert werden, also Google, Thunderbird Lightning, Microsoft, Apple, Owncloud, whatever..

Nicht erschrecken, die Webseite besteht aus 0% Design aber 100% Dienst 🙂

http://staddratkalender.boogiedev.net


Dies ist ein Projekt von offenesdresden.de und dem OpenKnowledge Lab Dresden