Die Zeit fragt vom 28.10.-03.11.2013 in ihrem Wochenthema: „Veganismus – Ethik oder Dogma?“ und lädt dazu ein, unter anderen unter dem hashtag #echtzeit, aber auch über Leserbriefe mit zu diskutieren. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und werfe meine unqualifizierte Privatmeinung ebenso dazu. Meine vegane Geschichte ist schnell erzählt. Mit 14 hatte ich bei RTL-Explosiv genug Schockervideos zu Tiertransporten gesehen um für 2 Jahre gänzlich auf Fleisch zu verzichten, ich war ein sogenannter Ovo-/Lacto-Vegetarier, aß also nur Pflanzen, Milch und Eier. Soziale Zwänge und der andauernde sanfte Druck meiner Familie, und die gezielt gestreuten Fehlinformationen der karnischen Industrie (soweit meine kleine private Verschwörungstheorie) -das der Körper dingend Fleisch essen muss um groß und stark zu werden- ließen mich dann doch wieder ins alle Ernährungsschema zurückfallen. Großer Freund von Fleisch und Wurst im allgemeinen, war ich aber nie, höchstens einzelner Gerichte. Vor 4 oder 5 Jahren dann brachte mich das Zusammenkommen mit einer Vegetarierin wieder dazu über das Thema nachzudenken und ich fasste nach wenigen Tagen den Entschluß. 90% Vegetarisch! Um mir den Umstieg zu erleichtern stelle ich mir also selbst die Regel auf, wenigstens 90% Veggi zu sein, wenn ich aber einmal Heißhunger auf Döner oder Salamipizza haben sollte, wollte ich mir dieses zugestehen. Seit dem Tag, habe ich kein einziges Stück Fleisch mehr gegessen. Heißhungerattacken auf die besagten Gerichte habe ich immer noch (Das zeigt immer wieder, wie stark das Gehirn auf „erfolgreich“ verzehrte Nahrung konditioniert), ekel mich aber allein schon vor dem Gedanken und mach mir dann lieber zuhause was anderes sündhaftes oder mittlerweile gibts ja auch mehr Alternativen zu kaufen. Vor mindestens einem Jahr etwa, hatte ich dann über die Zusammenhänge von Weizen, Zucker, den vielen Darmkrankheiten und Krebs gelesen und mich natürlich auch weiterhin über die Herkünfte von anderen Tierprodukten oder tierischen Inhaltsstoffen/Hilfsstoffen informiert. Daraus zusammen bildete sich der Schluss, nun auch mit Zucker, Weizen und allen tierischen Produkten aufzuhöhren. Das mit dem Zucker und Weizen habe ich nur 1 oder 2 Wochen geschafft, aber das vegane Leben habe ich bis heute weitergeführt, auch ohne dieses als große Last zu empfinden. Wobei ich leider sagen muss, dass ich mich selbst als Kühlschrankveganer bezeichne. Also bei allem was ich zuhause habe achte ich so weit mir bekannt auf tierfreie Inhaltsstoffe, wenn ich aber zB. mit Freunden essen bin richte ich mich nach ihnen, auch wenn dann nur ovo/lacto-Gerichte zur Auswahl stehen. Manchmal ekelt mich es dann aber auch teilweise schon ein bisschen. Auch wenn die Freunde vom tollen Geruch ihrer Gerichte schwärem, halte ich mich mit Kommentaren lieber zurück. Denn, der Fleisch anhaftenden Kadavergeruch ist auch auf dem Teller noch deutlich vernehmbar, wenn man selbst kein Fleisch mehr isst. Zusammenfassend kann ich sagen, ich bereue nichts. Ich liebe es, sogar auf sehr sehr viel Convenience-produkte verzichten zu „müssen“, weil ich dadurch gezwungen bin sehr oft selbst zu kochen. Mittlerweile kann ich mich auch als Salatsüchtig bezeichnen. Wenn nicht alle 2-3 Tage ein großer Topf Grünzeug zu essen da ist, werde ich langsam hibbelig und freue mich schon auf den nächsten. Man also sagen, Grünzeug hat, in Sachen Suchtfaktur, also schon den Platz von Pizza und Döner gut eingenommen. Die wirklich unschönen Nebenwirkungen dieses Lebensstils allerdings sind, dass einem dann erst richtig klar wird, wie unglaublich viele Tiere wir für unseren Lebensalltag täglich quälen, töten, konsumieren, verschwenden. Und das alles nur aus Spass, denn nur die Lust, also Freude am Geschmack, ist die Triebfeder dieser industriellen Tierquälerrei. Es gibt keinen anderen Grund nicht darauf zu verzichten. Ausgenommen sind natürlich Menschen, welche auf Grund irgendwelcher Krankheiten oder anderweitig medizinisch gezwungen sind Tierprodukte zu essen, was extrem selten ist.
Nun zu den Fragen, welche die Zeit aufgestellt hatte.
Beweggründe: Warum haben Sie sich für eine vegane Lebensführung entschieden?
Weil es die Möglichkeit dazu gibt und der Verzicht darauf anderen Lebewesen Schaden zufügen würde. Ich würde den Grund, lachs den animalisch erweiterten Kant’schen Imperativ nennen. Ich will nicht eingesperrt, gemästet und getötet werden, darum tue ich es auch anderen Lebewesen nicht an.
Wie hat dies Ihr Leben verändert?
Ich habe den deutlich vielfältigeren und moralisch angenehmeren Geschmack von Gemüse und Nüssen lieben gelernt. Ich bin immer wieder schockiert und angewiedert beim gang durch Supermärkte. Ich war schon immer fit und war als Fleischesser lange Blutspender, das bin es immer noch, ohne irgendwelche Einschränkungen, also gesundheitlich hat sich für mich spürbar nichts geändert.
Haben Sie das Gefühl, ein besserer Mensch geworden zu sein?
Nein, eher ein schlechterer. Denn ich gehe mehr Menschen mit meiner Einstellung auf die Nerven. Weil ich es falsch und grausam finde was sie tun.
Oder haben Sie sich inzwischen wieder vom Veganismus abgewandt? Aus welchen Gründen?
Nein, und das wird auch nicht passieren. Die Möglichhkeit das zu tun, habe ich jeden Tag sehr oft. Allerdings, sollte ich mal mit einem Flugzeug in den Bergen abstürzen, sollten sich alle Tiere und Menschen weit von mir fernhalten, denn Hunger macht böse! 🙂
Soziales: Wie reagiert Ihr Umfeld auf Ihre Entscheidung, vegan zu leben?
Es ist ja mittlerweile hip und ich würde lügen, wenn es mir nicht auch zusätzlich gefallen würde dadurch ein Alleinstellungsmerkmal zu pflegen. Mittlerweile fragen auch immer mehr Menschen aus echtem Interesse nach oder wollen diskutieren. Und es wird auch oft Rücksicht auf mich genommen, das ist sehr erfreulich.
Ist die soziale Akzeptanz in städtischen Umfeldern größer als in ländlichen?
Weiß ich nicht. Ich vermute mal schon. Neuses kommt ja oft nur sehr langsam aufs Land.
Wie funktioniert das, wenn in einer Partnerschaft nur einer vegan lebt?
Das geht für mich garnicht. Ich wähle meine Partnerin auch daraufhin aus. Wenn ein Partner, in einer lange bestehenden Partnerschaft, sich plötzlich ändern würde, halte ich das auf lange Sicht für sehr sehr schwer, weil normalwerweise ja ein bestimmtes Mindset hinter dieser Entscheidung steht. Das ist nicht vergleich mit zB. der Nikotinsucht eines Partners.
Praktisches: Wie leicht oder schwer fällt es Ihnen, vegan zu leben?
Steht ja oben schon. Es ist kein großes Problem für mich. Ich bin glücklich.
Wie ist die vegane Infrastruktur (Supermärkte, Restaurants) in Ihrer Nähe?
Ich kaufe im Netto, Kaufland und verschiedene Internetshops (erst 2x bisher). Sprich, jeder kann sich sehr einfach vegan ernähren. Gemüse gibts in jedem Supermarkt.
Welche Produkte mögen Sie besonders, welche fehlen Ihnen?
Was ich mag steht ja schon oben, verschiedenste Gemüse in allen denkbaren Zubereitungsformen und Roh und Nüsse. Gerade Nüsse sind eine tolle Möglichkeit um über lange, anstrengende Tage zu kommen und sind viel mehr, als nur ein öder Snack in Salz und Öl.
Dessweiteren fehlen mir noch überall vegane Alternativen in allen alltäglichen Situationen. Im Kaffee, FastFood, Junkfood, Mode, Einrichtung.. einfach überall. Ich weiß, die Frage: „welche fehlen Ihnen?“ sollte implizieren welche tierischen Produkte oä. man vermisst, aber wenn sie morgen feststellen das ihr Lieblingsgericht aus etwas unglaublich ekeligem besteht, würden sie es übermogen vermissen? Also ich vermisse nichts, ausser die Kompatibilität zum mainstream.